Gasthaus „Zum Glück“
Vor dem Gasthaus „Zum Glück“ sitzen vier Männer mit Bierflaschen in der Hand. Es ist morgens halb zehn, gefühlt sind es bereits jetzt 32 Grad und man fragt sich: „Wie halten die das aus?“
„Ja, das fragt man sich“, denkt sich Wilhelm, als er mit seinem Rollköfferchen, klacker, klacker, klacker, an den Männern vorbeigeht. Heute gibt er sich damit nicht zufrieden. Heute will er es wissen.
Er bleibt stehen und baut sich auf vor den Vieren.
„Guten Morgen“, sagt er.
Er hätte „Grüß Gott“ oder „Servus“ sagen können, so sagt man das hier, aber das käme ihm albern vor, er ist nicht von hier und er ist keiner von denen, die sich anbiedern.
Die Männer schauen hoch. Sagen tut keiner was.
„Es ist heiß heute“, sagt Wilhelm.
Er wartet darauf, dass wenigstens einer von den Vieren eine Bewegung macht, die Zustimmung signalisiert, ein Nicken, kaum merklich, würde ihm schon reichen.
Der mit der speckigen Lederhose kratzt sich am dicken Bauch.
Wilhelm ist unsicher, ob er das als Einverständnis deuten soll. Er versucht ein Lächeln oder so was Ähnliches, aber an der Front der vier Augenpaare prallt es ab, bevor er es ganz zustande gebracht hat.
„Soll ich einfach weitergehen?“, fragt sich Wilhelm, aber so einfach ist das nicht, das ist ihm klar. Er hat es begonnen, jetzt muss er es auch zu Ende bringen.
„Schmeckt`s?“, fragt er mit einer Kopfbewegung zu den Bierflaschen hin.
Der Lange Dünne mit der Warze an der Nase nimmt einen Schluck. Er lässt Wilhelm dabei nicht aus den Augen. Auch die Anderen starren ihn an, aber der Schluck aus der Pulle, das war doch immerhin so was wie eine Antwort, denkt sich Wilhelm, zumindest Antwort genug, um die Interaktion als nicht gänzlich misslungen einzustufen.
„Schönen Tag noch.“
Jetzt gelingt Wilhelm ein Lächeln, den Blicken der vier Männer weicht er aus, gleich wird er weg sein, das macht ihn froh.
Er geht weiter Richtung Bahnhof, klacker, klacker, klacker, in acht Minuten geht sein Zug, er hat ein Ziel, das ist gut.
Hinter sich hört er lautes Gelächter und ein Geräusch, als würde sich der Dicke auf die Lederhose klopfen; Flaschen klirren aneinander, einer zieht Rotz hoch, es platscht was aufs Pflaster, ha, ha, ha, die Vier haben ihren Spaß.
Wilhelm lächelt. Er hat vier Menschen glücklich gemacht. Vielleicht nicht für lange, vielleicht nur für einen kleinen Moment, aber immerhin.
Wenn es anders nicht geht, dann muss halt mit schwachen Mitteln kämpfen.